V-Modell XT

PING-Logo Das V-Modell XT ist ein Vorgehensmodell für die Planung und Durchführung von Entwicklungsprojekten für die Entwicklung von Software und Systemen. Ausgehend von den Vorgängermodellen V-Modell 92 und V-Modell 97 wurde es im Auftrag des Bundes und in Zusammenarbeit von Industriepartnern und Hochschulen entwickelt und 2004 veröffentlicht. Derzeit (Stand Oktober 2015) ist Version 2.0 aktuell.

Genutzt wird das V-Modell XT in erster Linie bei großen Projekten mit öffentlichen Auftraggebern, ist aber dank der im Modell enthaltenen Vorlagen und seiner hohen Anpassbarkeit auch bei anderen Projekten hilfreich und wird dort angewendet.

Wie die meisten anderen Vorgehensmodelle beschreibt das V-Modell XT das Vorgehen mit Hilfe von Aktivitäten, Ergebnissen (hier als "Produkte" bezeichnet) und Rollen, wobei das V-Modell XT einen klaren Schwerpunkt auf die Produkte legt.

Als weiteres Modellierungselement kommen dazu die Entscheidungspunkte, also wichtige Meilensteine, bei denen der bisherige Fortschritt überprüft und über die Projektfortführung entschieden wird. Entscheidungspunkte gliedern den Projektverlauf in Projektabschnitte, und unterschiedliche Vorgehensweisen werden durch eine unterschiedliche Reihenfolge dieser Entscheidungspunkte beschrieben, im V-Modell XT bezeichnet als Projektdurchführungsstrategie. Standardmäßig enthält das V-Modell XT Projektdurchführungsstrategien für inkrementelle, komponentenbasierte und prototypische Entwicklung und erlaubt damit recht unterschiedliche Vorgehensweisen im Projekt.

V-Modell XT unterstützt nicht nur den Auftragnehmer bei der Projektdurchführung, sondern auch den Auftraggeber. Dazu sind verschiedene Projekttypen definiert, nämlich neben dem üblichen Systementwicklungsprojekt aus Sicht des Auftragnehmers auch das Systementwicklungsprojekt aus Sicht des Auftraggebers und aus der Sicht einer Organisation, die sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer ist.

Als vierter Projekttyp, eher ungewöhnlich in einem Vorgehensmodell, wird die Einführung und Pflege eines organisationsspezifischen Vorgehensmodells behandelt.

Eine Besonderheit des V-Modells XT ist seine starke Betonung der Anpassbarkeit (daher auch "XT" für "eXtreme Tailoring"), die unter anderem durch eine Modularisierung des Modells erreicht wird und auch durch Open-Source-Werkzeuge unterstützt wird. Dabei geht man üblicherweise von einer zweistufigen Anpassung aus. Im ersten Schritt erstellt man eine organisationsspezifische Anpassung des V-Modells XT, die Besonderheiten der Organisation wie z.B. die konkrete Zuordnungen von Rollen und Organisationseinheiten, andere Bezeichnungen von Arbeitsergebnissen oder auch Formatvorgaben und eigene Logos berücksichtigt. Dieser Schritt wird vom "V-Modell XT Editor" unterstützt, der auf Basis eines vorgegebenen Metamodells sehr weitgehende Anpassungen erlaubt.

Im zweiten Schritt unterstützt der "Projektassistent" den Projektleiter bei der Auswahl der für sein Projekt relevanten Komponenten des Modells, ausgehend von der organisationsspezifischen Anpassung (oder auch dem nicht angepassten Originalmodell).

Eines der Ziele dieses Vorgehensmodells war die Unterstützung von CMMI Reifegrad 3. Auch wenn dieses Ziel nicht vollständig erreicht wurde, bietet das V-Modell XT viele Hilfestellungen bei der Gestaltung von Projekten, die gleichzeitig die CMMI-Einführung erleichtern.

Zertifizierung und Konformität

Vor allem dann, wenn der Auftraggeber die Nutzung von V-Modell XT fordert, wird damit die Frage der Konformität zum V-Modell XT relevant, also wieviel Anpassung erlaubt ist und wann man nicht mehr von einer Nutzung des V-Modells sprechen kann. Daher gibt es Kriterien für ein Zertifikat zur V-Modell XT-Konformität, die allerdings Stand Februar 2010 noch unvollständig sind.

Geplant ist darüber hinaus ein Zertifikat "Pur", das die V-Modell XT-konforme Projektdurchführung bescheinigt.

Neben diesen Organisationszertifikaten gibt es auch Personenzertifikate, nämlich das Zertifikat "Pro" für Projektleiter und QS-Verantwortliche, also die Nutzer des Modells, das Zertifikat "Ping" für Prozessingenieure, die unter anderem die Konformität bewerten, und das geplante Zertifikat "Asor" für Assessoren, die die V-Modell XT-konforme Projektdurchführung bewerten.

Beratungsangebot

Als langjähriger Sprecher der Fachgruppe Vorgehensmodelle der Gesellschaft für Informatik (GI) habe ich mich mit dem V-Modell XT und seinen Vorläufern seit vielen Jahren beschäftigt und kann ich Sie bei der Einführung und Nutzung unterstützen. Das gilt insbesondere, aber nicht nur, für die Nutzung des V-Modells XT gemeinsam mit CMMI.

Um mein Wissen zum V-Modell XT zu vertiefen, habe ich auch die Ausbildung zum Zertifizierten V-Modell XT Prozessingenieur absolviert.

Mein Beratungsangebot bezieht sich dabei auf